Matthias Reim »Zeppelin«

Album | 26.04.2024 | Hansa, Sony Music

Matthias Reim ist zweifellos ein großfühlender Mensch. Ein beneidenswert produktiver Zeitgenosse ist er sowieso. Vor bald 35 Jahren ließ der Vollblutmusiker und Songwriter einen Aphorismus von bleibendem Wert vom Stapel: „Verdammt, ich lieb‘ dich“. Liedzeilen, die aus einer Laune heraus entstanden, formte der damals 32 Jahre junge Mann zu einem Mammut-Refrain. Den skandierenden Chorus des Megahits singt seit jeher jede und jeder beständig voller Inbrunst mit, wo immer er ertönt. Heute, über drei Jahrzehnte später, „bekommt man den Reim aus Matthias Reim nicht mehr heraus“, wie der nunmehr 66-Jährige schmunzelnd seinem Bühnen-Alter-Ego attestiert. Warum sollte der Versuch auch unternommen werden!

Die Kluft zwischen dem Privatmenschen und der Bühnenfigur Reim wurde im Verlauf der Zeit zunehmend kleiner. Auf dem neuen Longplayer „Zeppelin“ schöpft der Reim, um im Bild zu bleiben, deutlicher denn je aus Matthias Reim. Diesem Kunststück ging eine klärende Form des Entrümpelns voraus. Um das Leben künftig mit leichterem Gepäck genießen zu können, wurde materieller und emotionaler Ballast kurzerhand zum Recyclinghof gebracht.

Seine 16 neuen „Zeppelin“-Songs präsentiert Reim deswegen so frühlingsfrisch und auf den Punkt gebracht wie ein tatendrängender Newcomer. Einer, der sich gleichzeitig eines enormen Musikmacher- und Lebenserfahrungsschatzes ermächtigen kann. Anders lässt sich die gesteigerte Wahrhaftigkeit in „Zeppelin“ nicht erklären. Reims Rock klingt heute handgemacht-rockiger als je zuvor, die Refrains sind größer geworden und die Balladen balladesker. „Zeppelin“ ist kurzum der beste Reim aller Zeiten.